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Interview mit unserer ehrenamtlichen Hospizbegleiterin Kathrin Fleischmann

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Kathrin, warum engagiert sich ein junger Mensch wie du in einem Hospizverein?

Ich denke, dass das Thema Endlichkeit alle Altersstufen betrifft und nicht nur ältere oder hochbetagte Menschen. Daher halte ich es für wichtig, bereits jetzt in jüngeren Jahren meinen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und anderen in schweren Zeiten zur Seite zu stehen.

Worin siehst du deine wesentliche Aufgabe als Hospizbegleiterin?

Das ist für mich wie es unser Vereinsname besagt das „da sein“. Ich als Mensch ohne medizinischen oder pflegerischen oder sozialarbeiterischen Auftrag. Ich schenke Zeit und Zuwendung und kann für Betroffene einfach da sein. Ich kann zuhören oder eigentlich noch schöner HINhören und verstehen, was die Person gerade beschäftigt und eine Hand anbieten, wenn mir dies hilfreich erscheint.

Welche Voraussetzungen sollten vorliegen, um sich ehrenamtlich in der Begleitung Sterbender einzubringen.

Das sind einmal emotionale oder auch individuelle spirituell-philosophische Voraussetzungen, d.h. es sollte eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema stattgefunden haben. Und zudem gilt es Wissen oder Informationen zu erlangen, beispielsweise dahingehend, um sich auf die körperlichen und seelischen Vorgänge beim Sterben vorbereitet zu fühlen. Begleiterinnen und Begleiter sollten mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, um andere am Ende des Lebens zu tragen.

Was erinnerst du aus deiner Schulung zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin am intensivsten?

Es war die Art und Weise, wie wir miteinander in unserer Gruppe an den Themen Sterben, Abschied und Endlichkeit gearbeitet haben. Das mit uns geteilte Wissen wurde uns nicht seminarmäßig übergestülpt, sondern wir haben über unsere eigene innere Berührung Inhalt spüren und erfahren dürfen. Das war eine ganz eigene, andere, besondere Art des Lernens, die mit der einfühlsam-tragenden Gruppenatmosphäre, geschaffen durch die Seminarleiterin Katharina (Rizzi), zusammenhing.

Welche Erkenntnis hast du selbst aus deinen Begleitungen gewonnen?

Die wesentlichste Erkenntnis ist, dass das Leben so, so wertvoll ist, in jedem Moment. Aber gleichzeitig denke ich, dass es nicht ausreichend ist, nur auf das Leben zu fokussieren, sondern auch zeitlebens das gedankliche Einbeziehen des Todes erforderlich ist. Ich halte die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit für wesentlich, bevor mich das eigene Leben oder mein Sterben daran erinnert, und ich möchte mich auch darüber mit meinen Angehörigen offen austauschen können.

Würdest du uns eine Begleitungserfahrung schildern?

Ich kam zur Nachtwache in das Zimmer eines sehr unruhigen Patienten. Nachdem kein Gespräch möglich war, bot ich ihm meine Hand an. Der Patient wurde sichtlich ruhiger und die Nacht war für ihn nicht mehr so mühsam, wie die vorhergehenden, wie mir die diensthabende Nachtschwester sagte. Zu erleben, dass meine Nähe eine solche Wirkung hat, war für mich zutiefst sinnstiftend.

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