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Appetitlosigkeit in der letzten Lebensphase – ein respektvoller Umgang

Sad, senior woman having lack of appetite

Appetitlosigkeit tritt bei schwerkranken oder sterbenden Menschen häufig auf. Dabei beeinflussen sowohl körperliche als auch seelische Faktoren das Essverhalten. Das Ziel ist nicht, den Appetit zwanghaft wiederherzustellen, sondern die Lebensqualität zu erhalten und den Patienten in seiner letzten Lebensphase einfühlsam zu begleiten. Eine der wichtigsten Fragen lautet: Für wen ist es wichtig, dass der Betroffene isst? Während der Patient unter der Appetitlosigkeit leidet, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ihn zu unterstützen und die Ernährung auf seine Bedürfnisse anzupassen. Ist es jedoch den Angehörigen wichtiger als dem Patienten selbst, bedarf es oft einfühlsamer Aufklärung, dass es andere Wege gibt, Gutes zu tun.

Viele Faktoren können den Appetit beeinflussen. Im Verlauf einer schweren Erkrankung verändert sich der Stoffwechsel des Körpers, wodurch der Energie- und Nährstoffbedarf sinkt. Schmerzen, Übelkeit oder Mundtrockenheit machen das Essen unangenehm oder sogar unmöglich. Auch Medikamente, insbesondere Schmerzmittel und Chemotherapeutika, haben oft Appetitverlust als Nebenwirkung. Psychische Belastungen wie Angst, Depression oder sogar ein ausgeprägter Sterbewunsch können das Bedürfnis nach Nahrung weiter verringern. Zusätzlich kann Müdigkeit oder eine allgemeine Schwäche dazu führen, dass der Antrieb zum Essen fehlt. Veränderungen im Geschmackssinn oder Schluckstörungen machen bestimmte Speisen unattraktiv oder schwer verdaulich. Oft setzen Angehörige Patienten unter Druck, regelmäßig zu essen, in der Hoffnung, sie damit zu stärken. Doch gerade das ständige Drängen kann das Gegenteil bewirken und zusätzlichen Stress verursachen.

Wie kann man es unterstützen?

Um den Betroffenen bestmöglich zu begleiten, können verschiedene Maßnahmen helfen:

  • Kleine, aber häufigere Mahlzeiten sind oft besser verträglich als große Portionen.
  • Optisch ansprechende Speisen regen den Appetit an und machen das Essen angenehmer.
  • Abwechslung bei pürierter Nahrung ist wichtig – Brotaufstriche sind eine gute Alternative.
  • Flüssignahrung wie Shakes oder Smoothies kann eine geeignete Option sein.
  • Gute Mundhygiene verbessert das Geschmacksempfinden und steigert den Essensgenuss.

Neben der Ernährung gibt es weitere Möglichkeiten, das Wohlbefinden des Patienten zu fördern. Kräuter oder ätherische Öle können unterstützend wirken, während eine gute Schmerzkontrolle essentiell ist, um das Essen nicht durch Beschwerden zusätzlich zu erschweren. Ist Übelkeit das Hauptproblem, können ärztlich verordnete Medikamente, sogenannte Antiemetika, helfen. Bei Atemnot kann eine Sauerstofftherapie die Situation erleichtern, und auch eine leichte Mobilisierung, beispielsweise das Aufsetzen an den Bettrand, kann sich positiv auf den Gesamtzustand auswirken.

Die richtige Atmosphäre schaffen

Nicht zuletzt spielt auch die Umgebung beim Essen eine große Rolle. Eine entspannte, angenehme Atmosphäre kann sich positiv auf die Nahrungsaufnahme auswirken. Manchmal hilft es, wenn Angehörige einfach gemeinsam mit dem Patienten essen, ohne Druck auszuüben. Emotionale Unterstützung ist ebenso wichtig – Gespräche über Sorgen und Ängste können dabei helfen, inneren Druck abzubauen. In manchen Fällen kann eine künstliche Ernährung über eine Magensonde oder intravenös in Betracht gezogen werden, allerdings sollte dies stets sorgfältig mit dem behandelnden Arzt abgewogen werden. Denn am Ende steht nicht das Essen im Vordergrund, sondern die Lebensqualität.

Was können Angehörige tun?

  • Massagen und sanfte Einreibungen fördern das Wohlbefinden.
  • Vorlesen oder gemeinsames Zeit Verbringen gibt emotionale Unterstützung.
  • Vitaminreiche Snacks und einfache Rezepte wie ein erfrischendes Sorbet aus Himbeeren, Ananassaft und Sanddornmus können eine schmackhafte Ergänzung sein.

Der wichtigste Grundsatz bleibt: Essen sollte in der letzten Lebensphase keine Belastung sein. Jeder Mensch ist individuell, und was bei einem Patienten hilft, funktioniert möglicherweise bei einem anderen nicht. Ein respektvoller, achtsamer Umgang mit der Situation ist entscheidend, um dem Patienten Geborgenheit zu schenken und ihm seine verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten.